Chefsache: Anleitung zur Ausformung einer schillernden Führungspersönlichkeit

Ein toller Chef hat Charisma, kann gut zuhören und fördert seine Mitarbeiter. Er ist Teamplayer und Aufgabenverteiler, Ansprechpartner und Verantwortungsträger. Von allen respektiert und verehrt. Klingt utopisch? Die gute Nachricht: Sie müssen sich psychologisch nicht generalüberholen lassen, um Ihre Mitarbeiter kompetent zu führen. Chef sein kann man lernen – und das am besten in der Praxis.

Sobald Ihr Unternehmen Mitarbeiter einstellt, rückt auch die Frage nach der Personalführung auf den Plan: Auf einmal sind Sie Chef und müssen dementsprechend mit beeindruckenden Führungsqualitäten auftrumpfen. Dass diese nicht jeder auf Anhieb aus dem Ärmel schütteln kann, liegt auf der Hand. Wer noch nie einem Team vorstand, muss sich mit dem Thema Führungsqualität erst auseinandersetzen. Die Herausforderung besteht darin, aus allen Ratgebern, Seminaren, Schulungen und Checklisten die herauszufiltern, die sich nicht wie ein Persönlichkeitstest in der Brigitte oder eine Anleitung zur Selbstfindung lesen. Die eigentliche Frage lautet nämlich: Wie organisieren sich ich und meine Mitarbeiter so, dass alle effektiv und zufrieden arbeiten können? Darauf gibt es handfeste Antworten, die mit Ihrer inneren Mitte nichts zu tun haben.

Chefsache: Die richtigen Aufgaben an die richtigen Mitarbeiter delegieren

Befehle erteilen ist nicht so Ihr Ding und Sie wollen in Ihrem Startup gar keine strengen Hierarchien und Befehlsketten, sondern einen regen Austausch unter allen Mitgliedern im Team? Das ist natürlich möglich. Unternehmen wie Zappos, die ihren Mitarbeitern einen Großteil der Verantwortung übergeben, beweisen, dass auch ganz unkonventionelle Führungsstile – die verstärkt auf Selbstmanagement und Selbstorganisation setzen – funktionieren können.

Aber selbst wenn Sie Ihre Unternehmensstrukturen ganz revolutionär gestalten, entbindet Sie dies nicht von Ihrer Verantwortung. Essenzielle Aufgabe von Ihnen als Chef bleibt es, sicherzustellen, dass Ihre Mitarbeiter dort zum Einsatz kommen, wo sie ihre Fähigkeiten und Qualifikationen bestmöglich einbringen können. Ihrem Unternehmen ist nicht geholfen, wenn Mitarbeiter überlastet sind. Fast genauso schädlich ist es, wenn Ihre Mitarbeiter unterfordert sind und sich zu langweilen beginnen.

Angestellte sollen in Deutschland zu 70% (!) innerlich gekündigt haben. Was für eine Verschwendung von Mitarbeiterpotential. Damit Ihnen bzw. Ihren Mitarbeitern dies nicht passiert, müssen Sie dies, wie oben geschildert, unbedingt lernen. Sie werden sicher ein Führungsteam haben. Lernen sie gemeinsam die Stärken und Schwächen der Mitarbeiter zu analysieren. Daraus die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen dürfte dann nicht mehr so schwer sein.

Chefsache: Chefposition akzeptieren

Ob strenge Hierarchie oder nicht: Der Chefposten ist nichts für Menschen, die auf Teufel komm raus von allen Kollegen gemocht werden wollen. Als derjenige, der die letzte Entscheidung trifft, wird es Ihnen kaum möglich sein, Ihren Mitarbeitern einfach wie ein anderes Teammitglied zu begegnen. Am Ende des Tages sind Sie es, der über die meisten essenziellen Fragen entscheidet und jeder aus Ihrem Team weiß das. Dabei werden Sie es nicht immer jedem Recht machen können. Ebenso wenig können Sie sich in jedem Konflikt einfach raushalten: In Fällen von Mobbing, bei Kommunikationsschwierigkeiten oder Kompetenzstreitigkeiten kann der Chef nicht weggucken. Als Verantwortungsträger können Sie nie einfach Teil des Team sein. Wer darüber traurig wird und lieber keine Anweisungen mehr gibt, um niemandem die Work-Life-Balance zu verhageln, sollte dringend überlegen, ob er eine Führungsposition überhaupt innehaben möchte.

Es fängt bei der Anrede an. Lassen Sie sich nicht von jedermann sofort Duzen. Im Deutschen kann man sich so einfach formell abgrenzen, das ist gut so. Vergessen Sie die Erfahrungen an der Uni, der Hoch- oder Fachschule. Gleichmacherei bringt Sie nicht weiter. Sowieso besitzen Sie per Amt eine gewisse Autorität. Den Respekt müssen Sie sich erarbeiten. Der resultiert aus kompetenter Arbeit, gutem Zeitmanagement und der Persönlichkeit, die Ihre Mitarbeiter täglich erleben. Hier sind vor allem Humanität und Authentizität gefragt. Ein wenig Humor kann auch nicht schaden.

Chefsache: Regelmäßig Feedback geben

Lob für Ihre Mitarbeiter ist aus einfachen Gründen wichtig: Menschen möchten Anerkennung und Bestätigung. Und das gilt nicht nur für die besonders sensiblen im Team: Auch wenn Sie davon ausgehen, dass Ihre hochqualifizierten Mitarbeiter wissen, wenn sie etwas gut gemacht haben, sollten Sie mit Lob nicht geizen – unabhängig davon, ob Sie sich dabei merkwürdig vorkommen oder nicht. Wer seinen Mitarbeitern signalisiert, dass er gute Leistungen wahrnimmt und anerkennt, steigert auf diese Weise die Mitarbeiter-Zufriedenheit erheblich. Motivation und Eigeninitiative nehmen zu, das Unternehmensklima blüht auf. Am Ende kann das sogar positiven Einfluss auf die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter haben.

Bewährt haben sich folgende Herangehensweisen:

  • Bei der täglichen „Firmenrunde“ oder entsprechenden Meetings unbedingt mit personifiziertem Lob arbeiten. Dazu sollten Sie die Namen der Mitarbeiter kennen.
  • Wenn ein Projekt o. ä. gut gelaufen ist, umgehend und personifiziert (der Erfolg hat viele Väter, der Misserfolg sucht den Schuldigen) eine Prämie ausreichen (wenn es denn möglich ist). Eine Jahresendprämie oder Weihnachtsgeld verfehlen komplett eine leistungsfördernde Wirkung. Diese Mittel werden als selbstverständlich angesehen.
  • Jährlich mit jedem Mitarbeiter ein Personalgespräch führen lohnt sich. Allerdings setzt dies gute Vorbereitung voraus und ein gutes Gedächtnis (hilfreich sind umfangreiche Gesprächsnotizen vom Vorjahresgespräch)

Chefsache: Selbst Feedback einholen

Während Sie als Chef Ihren Mitarbeitern regelmäßig Rückmeldung geben, passiert das umgekehrt – im Bezug auf Ihre eigene Leistung – nicht so ohne Weiteres. Um einerseits brauchbare Verbesserungsvorschläge zu erhalten und zudem Ihren Mitarbeitern zu zeigen, dass Ihnen ihre Meinung wichtig ist, ist es sinnvoll in Mitarbeitergesprächen um Feedback zu Ihrem Führungsverhalten zu bitten. Wird hier tatsächlich einmal Kritik angebracht, sollten Sie damit tunlichst professionell umgehen. Wer losbrüllt oder hanebüchen Ausreden auftischt, büßt in kürzester Zeit jede Glaubwürdigkeit ein.

Sehr heikel. Als Chef bekommt man in der Regel keine ungefilterten Meinungen von Mitarbeitern mehr. Zumeist sind sie begleitet von Eigeninteressen und vermeiden offene Kritik. Wichtiger ist es ein Szenario in der Firma zu etablieren, wie man mit Fehlern umgeht. „Anscheißerei“ muß unbedingt vermieden werden (Denunzianten hat nun wirklich keiner gern), trotzdem sollten die Mitarbeiter die Möglichkeit haben, unabhängig von der Hierarchie, Fehler nicht nur zu erkennen sondern diese auch melden und in Zukunft vermeiden zu können. Denken Sie sich was aus (im Team z. B.). Und lassen Sie sich von Ihrem Partner loben oder so.

Chefsache: Seien Sie auch mal nachsichtig mit sich selbst!

Erwarten Sie nicht, dass es Ihnen gelingt von heute auf morgen der perfekte Chef zu werden. Wenn Sie bereit sind, kontinuierlich an Ihrem Führungsstil zu arbeiten, auf Kritik eingehen und versuchen, Ihre Mitarbeiter bestmöglich zu fördern, wächst auch Ihr Wissen zum Thema Führung immer weiter. Am Ende des Tages lernt man nicht in der Theorie, wie man ein Team gut führt, sondern während der Arbeit.

Genau so ist es. Sie haben es mit Menschen zutun! Nicht Human Resources! Diese Menschen funktionieren nicht, sie arbeiten. Lernen Sie Respekt, u. U. auch Härte. Man erwartet beides von Ihnen. Im Zweifel haben Sie Recht. Fehler fallen sowieso auf Sie zurück. Machen Sie diese aber konsequent. Korrigieren Sie sie möglich schnell. Lassen Sie sich beraten, ein Blick von Außen hilft Ihnen, weiterhin erfolgreich zu sein. Ansonsten: Ja, seien Sie nachsichtig mit sich.

Checkliste für Führungspersonal

Wer zu Beginn seines Daseins als Chef gerne einige Grundregeln hätte, an denen er sich orientieren kann, dem geben wir folgende Tipps an die Hand:

  • Zeigen Sie Ihre Wertschätzung, wenn Mitarbeiter gute Leistungen bringen!
  • Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern Entwicklungsmöglichkeiten auf!
  • Bleiben Sie immer freundlich und respektvoll!
  • Bemühen Sie sich, zuzuhören!
  • Strafen Sie Mitarbeiter nicht für Fehler ab, sondern versuchen Sie gemeinsam mit Ihrem Team daraus zu lernen!
  • Verbarrikadieren Sie sich nicht in Ihrem Büro. Suchen Sie den Austausch!
  • Kontrollieren Sie Ihre Mitarbeiter nicht ständig, sondern haben Sie ein wenig Vertrauen!
  • Nehmen Sie Mitarbeiter ernst, wenn sie mit Anregungen oder Beschwerden zu Ihnen kommen!
  • Kommuniziere Sie Veränderungen, die anstehen, frühzeitig und ausführlich!
  • Zeigen Sie Begeisterung für Ihr Unternehmen und motivieren Sie Ihre Mitarbeiter dadurch!

Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser! Seien Sie Ihr bester Mitarbeiter: Kompetent, kritisch, innovativ, klug, selbstkritisch, menschlich, humorvoll, produktiv, uneitel und pünktlich.