Kürzlich haben wir Bezog genommen auf einen Blogartikel von EDITION F, den wir recht spannend fanden und zur Verbreitung empfahlen.

Hier nun unsere Erfahrungen zum Thema:

1. Ist das Startupleben wirklich so, wie man in den Medien liest?

Wer stellt solche Fragen wirklich? Genauso könnte man fragen, ob das Leben im TV-Business genauso spannend und aufregend ist, wie es von außen wirkt. Wir würden die Frage anders formulieren: Wie unterscheidet sich mein Leben als UnternehmerIn von dem einer/eines Angestellten? Und dann wird die Antwort kurz und bündig: Grundlegend!

Als Unternehmer ist man nicht nur einfach selbständig, man ist demnach nicht nur für sich selbst verantwortlich. Als Unternehmer trägt man seine Geschäftsidee wie eine Flagge vor sich her. Man ist überzeugt davon, daß diese innovativ, nachhaltig und gewinnbringend genug ist, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Als Unternehmer habe ich mir genau solche Fragen beantwortet wie: Welche Ziele will ich in welcher Zeit erreichen? Bringt meine Geschäftsidee genug ein, um genau diese Ziele zu erreichen? Mit wem und wie will ich diese Geschäftsidee umsetzen.

Ganz klar wird hier deutlich, daß der an dieser Stelle dringend formuliert werdende Businessplan für den Unternehmer unabdingbar und wichtig für die Zukunft wird.

Als Unternehmer habe ich ständig das Damoklesschwert des Scheiterns über mir zu pendeln. Das Bewusstsein, daß alles von mir und meinen Fähigkeiten abhängt, kann mich schon mal um den Schlaf bringen. Und wer hat schon alle nötigen Managementtechniken drauf? Der kluge Unternehmer berät sich bei Leuten, die es wissen müssen. Wie schwer es ist, einen passenden Berater zu finden, soll hier mal unerwähnt bleiben. Nur soviel: Es ist sicher unschädlich einen zu fragen, der die Täler einer Firmenentwicklung durchgemacht hat.

Usw. usf. Als Angestellter hat man diese Probleme alle nicht! Warum will sich also jemand das alles antun?

2. Wer kann mir Feedback geben? Wie kann ich meine Idee schützen?

Abgesehen davon, daß das zwei Fragen sind, hier unsere Erfahrungen dazu:

„Geheimniskrämerei“ kommt in unserer Praxis nahezu nie vor und wenn, kann man die sehr schnell abstellen. Interessanter ist die Frage nach dem Schutz der Idee. Hier kann man schon mit relativ kleinem Geld zumindest ein wenig Schutz herstellen (zumindest national).

Das Deutsche Patent und Markenamt (DPMA) bietet die Möglichkeit, Dienstleistungswarenzeichen zu schützen (für 290,00 €für 10 Jahre)! In unserer Praxis gingen wir in der Regel so vor: Die Idee bekommt in aller Regel einen Namen (siehe auch Frage 3). Diesen Namen sollte der Gründer auf seinen Namen eintragen lassen (das Procedere kann man leicht dem DPMA-Internetauftritt entnehmen), um ihn dann der Kapitalgesellschaft zur Verfügung zu stellen (u. U. kann er damit nach Jahren eine weitere Einnahmequelle für sich erschließen). Die Vorteile sind: Die Idee ist amtlich registriert und ich kann im Fall eines Falles einem Kopisten auf die Finger hauen. Und, der Name steht der Kapitalgesellschaft solange zur Verfügung, wie diese erfolgreich am Markt agiert. Geht die Gesellschaft unter, bleibt die Marke erhalten! Eine Nachfolgerin kann vom Markeninhaber nunmehr die Markennutzungsrechte erhalten. Eine im Markt bereits etablierte Marke ist somit nachhaltig lebensfähig und ohne erweiterten Marketingaufwand weiterhin sichtbar tätig.

3. Welches ist der beste Name für mein Startup?

Abgesehen davon, daß der Name männlich ist und somit die Fragestellung eher fragwürdig, hier auch dazu unsere Erfahrungen:

Es ist immer die beste Idee, seine unternehmerische Idee mit Herzblut zu verknüpfen. Früher waren alphabetische Reihenfolge etc. noch wichtig, um im Telefonbuch gefunden zu werden. Dies ist alles Schnee von gestern. Wie man den Namen der Öffentlichkeit am besten, also am wirkungsvollsten unter die Nase reibt steht heute an oberster Stelle (hier lediglich als Anmerkung).

Sieht man sich erfolgreiche Firmennamen von heute an, dann stellt man sehr schnell fest, daß auf diesem Gebiet nahezu alles möglich ist. Schon lange hat der Name mit dem eigentlichen Produkt/der Dienstleistung nichts mehr zu tun. Obwohl wir es eher bevorzugen, wenn man dem Namen zumindest die Branche entnehmen kann, in der er wirkt…

4. Wie finde ich Investoren?

Hier kann man die gesamte Antwort komplett nehmen und unterschreiben.

Das wär’s, wenn da nicht eine Kleinigkeit anzumerken drängen würde:

Es gibt Startups, die niemals in die Verlegenheit kommen, eine Pitch Deck Präsentation mitmachen zu müssen, können, dürfen. Es gibt da nämlich noch Handwerker, Dienstleister, Ideenhaber etc. pp. deren Finanzbedarf eher bescheiden ausfällt. Denen Förderprogramme von IBB, KfW etc. genügen und die vor allem eins benötigen: Einen Businessplan den sie selber verstehen und der so gestaltet wurde, daß der Banker das Risiko einer Finanzierung eingehen wird.

Von diesen vielen Gründern wird eher selten gesprochen. Mit einer Ausnahme: Der BPW Berlin Brandenburg, der nunmehr im 20sten Jahr wirkt, schließt wirklich alle ein. Und als Juror darf ich behaupten, es sind tatsächlich alle Ideengeber/haber involviert. Die Qualität der Businesspläne ist oft derart unterirdisch, daß man staunen darf (und dies trotz deutlicher struktureller Vorgaben). Ein weites Feld für Berater. Und eine Herausforderung für alle, die die Gründer wirklich unterstützen wollen.

Und das wollen, zum Glück, viele, die es auch können.